Musikpädagogik
PianoPädagogik
Musikpädagogische Impulse
Einzeltitel
Musikwissenschaft
Jacques-Offenbach-Studien
Forum Musikwissenschaft
Studien, Beiträge und Materialien zur Leschetizky-Forschung
Musiktherapie
Musiktherapeutische Impulse
Band 2b Burkhard Egdorf Das Potpourri und Richard Wagner Analysen 1: Rienzi, Der fliegende Holländer, Tannhäuser, Lohengrin (mit Notenanhang) Inhalt: Die vorliegende Forschungsarbeit beschäftigt sich mit einem der ehemals populärsten Genres der jüngeren Musikgeschichte, dem Potpourri, speziell dem Wagner-Potpourri. Während sich die Literatur über den Bayreuther Meister nachgerade im nur noch schwer überschaubaren Bereich bewegt, ist die musikwissenschaftliche Literatur über das Potpourri eher spärlich. Dies liegt sicherlich daran, dass das Potpourri gewissermaßen Musik "aus zweiter Hand" ist und deswegen einen ästhetisch niedrigeren Wert gegenüber der "autonomen" Musik hat, also zur populären Musik gezählt wird. Opernpotpourris für Klavier wurden von professionellen Arrangeuren quasi fabrikmäßig gefertigt, massenhaft von kleinen und großen Verlagen vertrieben und schmückten so in der Zeit von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Ersten Weltkrieges die Notenpulte häuslicher Klaviere. Durch Potpourris verbreitete sich die Musik der Opern von Mozart bis Weber, von Rossini bis Gounod, von Verdi bis Wagner und vielen anderen Werken, die heute bestenfalls nur noch namentlich bekannt sind. In Potpourris trifft weihevoll autonome Hoch-, ja Elitenkultur, mit einer typischen und zumeist negativ konnotierten Form der Unterhaltungs- bzw. Gebrauchsmusik zusammen. Dies macht den Gegenstand dieser Forschungsarbeit so spannend. Wagner und das Potpourri, die Konzeption des musikalischen Gesamtkunstwerkes und das Prinzip "Best of" des "Musical Digest" scheinen aus heutiger Sicht unvereinbar zu sein und doch gab es gerade Potpourris aus Wagner-Opern zuhauf. Die Zahl der Arrangeure und auch die der Verlage, die solche Bearbeitungen vertrieben, ist erstaunlich hoch. Es muss also eine gemeinsame Schnittmenge zwischen dem komplexen Original und dem tendenziell vereinfachenden Arrangement geben. Das Wagner-Potpourri, gleich ob für Klavier, Kammermusik, Salonorchester oder andere Besetzungen, spiegelt jene Musik, die aus dem dramatischen Zusammenhang isoliert bzw. - salopp gesagt - "herausgerissen" werden konnte. Es stellte insbesondere Amateuren eine Auswahl populärer Stellen zur Verfügung, popularisierte aber gleichzeitig ein verengtes Wagnerbild. Die in den Bänden 2b und 2c beschriebenen Analysen von über 160 Bearbeitungen aus der Zeit zwischen 1850 und 1925, Arrangements der Werke vom Rienzi bis zu Parsifal, zeigen zunächst einmal, mit welcher Musik sich der Komponist überhaupt bekannt machen konnte und in welchen Ausschnitten sie im 19. Jahrhundert verbreitet wurde. Eine nähere Betrachtung macht offenkundig, dass die Bühnenwerke dieses Komponisten eine Vielfalt von Bearbeitungsmöglichkeiten zulassen. Richard Wagner war ein Theaterpraktiker, der zwar im Laufe seines Lebens, nachdem er von König Ludwig II. großzügig ausgestattet worden war, seine künstlerischen Ideale einerseits ziemlich kompromisslos verwirklicht sehen wollte, andererseits selbst aber ein großes Interesse an der Verbreitung und Vermarktung seiner Musik hatte. Wie stand er generell zum Arrangement? Half er selbst aktiv bei der Verbreitung seiner Werke? Auch in dieser Untersuchung zeigt sich, dass Richard Wagner eine durch und durch ambivalente Persönlichkeit war. Die vorliegende Studie ist also ein Beitrag zur Geschichte eines vernachlässigten musikalischen Genres aus dem Bereich der populären Musik, ein Beitrag zur Rezeptionsgeschichte der Musik Richard Wagners und zudem eine Auseinandersetzung mit grundsätzlichen ästhetischen Fragestellungen zu seinem Komponieren. Dabei wird der Frage nachgegangen, ob und inwieweit die Musik selbst potpourrihafte Züge enthält. Die Ästhetik des Wagner- Potpourris offenbart Korrespondenzen zwischen einer entwickelten Kompositionstechnik und den Erfordernissen des Potpourris. Letztlich zeigt die Analyse, dass die Qualität dieser Bearbeitungen deutlich höher ist, als dies a priori gemeinhin angenommen wird. Von daher wäre es zu einfach, sie pejorativ als "Trivialmusik" abzutun, da sie durchaus auch als Instrument musikalischer Bildung fungierte. 474 Seiten ISBN 978-3-929379-30-3 Erscheinungsjahr 2012 Preis: 98 € (alle Bände zusammen) |