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Band 5

Eva Lorenz
Die gewandelte Rollenverteilung von Komponist, Interpret und Rezipient in der Neuen Musik
Dargestellt am Beispiel von Dieter Schnebel, Mauricio Kagel und Vinko Globokar


Inhalt: Das 20. Jahrhundert nimmt in der Geschichte der Musik insofern eine Sonderstellung ein, als in ihm Zeitgenössische Musik besonders intensiv reflektiert und Gegenstand des wissenschaftlichen Diskurses wurde. Ausgangspunkt der Studie war die Beobachtung, dass die Vielzahl der musikwissenschaftlichen Schriften zu dem Thema nicht dazu beigetragen haben, einen Konsens auf dem Gebiet der Neuen Musik im Sinne einer allgemeingültigen Definition zu finden. Die zu konstatierende Unübersichtlichkeit bezieht sich dabei nicht nur auf den Stilpluralismus, sondern auch auf den wissenschaftlichen Diskurs. Aus diesem Grund wird in dieser Studie einem grundlegenden Aspekt innerhalb der Neuen Musik nachgegangen, der gewandelten Rollenverteilung von Komponist, Interpret und Rezipient.

Da sie nicht als isoliertes Phänomen betrachtet werden kann, wird sie um weitere Facetten wie musikalische Avantgarde, Kommunikation oder die Erweiterung des musikalischen Materials ergänzt. Zugleich erfährt sie eine Konkretisierung am Beispiel der Komponisten Dieter Schnebel, Mauricio Kagel und Vinko Globokar. Das vorliegende Buch basiert auf mehreren Überlegungen. Zum einen geben die mit der Neuen Musik einhergehenden Rezeptionsschwierigkeiten, die mit einer Interessenminderheit auf Seiten potentieller Rezipienten einerseits sowie mit der Forderung vielen Musikschaffender nach einem neuen Hören bzw. einer gesellschaftlichen Bewusstseinsveränderung andererseits verbunden sind, Anlass dazu, die Rollenverteilung genauer zu betrachten. Die Autorin zeigt anschaulich auf, dass diese ein Spiegel der gesamten Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts ist: Sowohl Infragestellung als auch Selbstreflexion sind wesentliche und immer wiederkehrende Kennzeichen der Neuen Musik. Beide Aspekte finden sich auch im Schaffen Schnebels, Kagels und Globokars wieder.

Ebenso wie sich die Rollenverteilung nur im Zusammenhang weiterer Facetten der Neuen Musik beurteilen lässt, stehen auch die Werke der im zweiten Teil der Studie behandelten Komponisten - mehr oder minder deutlich - in Bezug zu Kunst und Gesellschaft des 20. Jahrhunderts. Zwar versagen im Fall der vorgestellten Komponisten herkömmliche Beurteilungs- und Analysekriterien von Musik, doch werden, bedingt durch die schwindende Differenz zwischen Kunst und Alltag in der Neuen Musik, zahlreiche Kommunikations-, Beziehungs- und Interaktionsformen zwischen Künstler und Publikum realisierbar. Dazu zählen Maßnahmen wie Schock, Provokation, Irritation, Kooperation, Gespräch oder Ironie, die zum Teil auch für die Werke Schnebels, Kagels und Globokars bestimmend sind. Dies trägt zu fließenden Grenzen innerhalb der Rollenverteilung von Komponist, Interpret und Rezipient bei.

In der Schlussbetrachtung lenkt die Autorin den Blick auf einen umfassenden interdisziplinären Diskurs, da sich Hören und Hörer in der Neuen innerhalb weniger Jahrzehnte gravierend verändert haben und somit die Rezeptionsforschung weit über die rein musikwissenschaftliche Sicht hinausgeht.

180 Seiten

ISBN 978-3-929379-42-6
Erscheinungsjahr 2016
Preis 29€