Musikverlag Burkhard Muth Lektoratsverlag für Musikautoren |
Theodor Leschetizky (1830 - 1915), Pianist, Klavierpädagoge und Komponist, war eine der schillerndsten Musikerpersönlichkeiten des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Sein Ruhm beruht im Wesentlichen auf außerordentlichen Erfolgen als Klavierlehrer. Zu seinen über 1.000 Schülern zählen Pianisten wie Artur Schnabel, Ignacy (Ignaz) Jan Paderewski, Elly Ney, Mieczyslaw Horszowski, Ossip Gabrilovic (Gabrilowitsch), Mark Hambourg und Benno Moisee vic (Moiseiwitsch), um nur einige zu nennen. Musikalisch steht Leschetizky ganz in der Tradition des 19. Jahrhunderts, in dem die Trennungslinie zwischen reproduzierenden und produzierenden Künstlern weit weniger scharf verlief als heute. Dass Pianisten auch komponierten, war damals eine durchaus gängige Angelegenheit und in diesem Kontext ist auch Leschetizkys Ouvre zu sehen, das u. a. knapp 80 Stücke für Klavier solo umfasst. Sie zeichnen sich aus durch Virtuosität, Klangsinn und eine große Palette an Stimmungs- und Farbwerten, die eine Bereicherung der musikalischen Landschaft darstellen.
Seit den 1990er-Jahren ist ein zunehmendes Interesse an einer Auseinandersetzung mit Leben, Werk und Wirken Theodor Leschetizkys erkennbar, wobei die Wirkensgeschichte in erheblichem Maße eine Wirkungsgeschichte ist. Diese besteht darin, dass Leschetizky als Klavierlehrer zusammen mit Liszt die Nachfolgegenerationen, die zum "Who is who?" der Pianistik gehören, maßgeblich geprägt hat. Dennoch sind es die CD-Produktionen, die als Indiz gelten können, dass das Interesse an ihm derzeit vor allem auf seiner Musik beruht. Dies hat dazu geführt, dass der Bekanntheitsgrad vor allem bei Musikhörern und -liebhabern gestiegen ist, wohingegen die Resonanz in Fachkreisen noch am Anfang steht, obwohl Schonberg schon 1965 verlautbaren ließ:
"Beethoven war Czernys Lehrer, und dieser wiederum unterrichtete Liszt und Leschetizky (unter anderen auch den später hervorragenden Lehrer Theodor Kullak), Liszt und Leschetizky jedoch die ganze Welt."" (Harold C. Schonberg. 1965. Die großen Pianisten: Eine Geschichte des Klaviers und der berühmtesten Interpreten von den Anfängen bis zur Gegenwart. München u.a.: Scherz, S. 90)
Das Interesse an Theodor Leschetizky belegen aber auch die weltweiten Vereinsgründungen. Zu der schon seit vielen Jahrzehnten bestehenden American Leschetizky Association gesellten sich weitere Gesellschaften in Japan, Österreich und neuerdings auch eine in Polen. Die Gründung einer deutschen Leschetizky-Gesellschaft liegt also im Trend und war längst überfällig. Diese hat sich zum Ziel gesetzt, das Ouvre Leschetizkys als Ganzes zu fördern, nämlich die heute noch relevanten Elemente seines Klavierunterrichts zu fokussieren, Notenneuausgaben und CD-/DVD-Einspielungen seines Klavierwerks zu initiieren sowie - last, but not least - mit dieser Buchreihe ein Fundament zu legen für die wissenschaftliche Auseinandersetzung. Eine solche wird nur gelingen, wenn authentisches Material, das über die ganze Welt verstreut ist, zugänglich gemacht wird. Außer in Deutsch liegen viele Schriften nur in Englisch oder Russisch vor, davon vieles außer in Bibliotheken auch in Archiven und in den Händen von Privatleuten.
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