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Band 12

Corinna Eikmeier
Bewegungsqualität und Musizierpraxis
Zum Verhältnis von Feldenkrais-Methode und musikalischer Improvisation

Inhalt:
Schon seit längerer Zeit finden sich im Angebot von Musikhochschulen Kurse in verschiedenen Formen von Körperarbeit, die zum Ziel haben, die Bewegungsqualität beim Musizieren natürlicher und effizienter werden zu lassen, nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass die Musikergesundheit in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus gerückt ist. Dabei bleibt offen, welches Musizieren denn überhaupt gemeint ist. Und so stellt Corinna Eikmeier zu Recht fest, dass der Blick auf die Zusammenhänge von Bewegungsqualität und Musizierpraxis immer auch von der Frage gelenkt sein muss, ob eher interpretierende bzw. reproduzierende Weisen gemeint sind oder solche aus den Bereichen freie Improvisation, Volksmusik oder Jazz. Denn es ist nicht nur die Erfahrung der Autorin, dass habituierte Verhaltensweisen - etwa beim Spiel von Werken und in der Bewältigung von schwierigen Passagen - außerordentlich resistent sein können gegenüber neuen Bewegungserfahrungen, wie sie durch Übungen in Feldenkrais- oder Alexandertechnik intendiert werden.
In ihrer Dissertation, die von der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien mit Auszeichnung (entspricht "summa cum laude" in Deutschland) angenommen wurde, geht Corinna Eikmeier der Frage nach, warum sich die Bewegungsqualität beim Improvisieren von der beim Interpretieren auskomponierter Musik unterscheidet und wie die Eigenheiten der improvisatorischen Handlungsweise und die Bewegungsqualität aufeinander einwirken.
Im ersten großen Hauptkapitel wird die improvisatorische Handlungsweise in einem Modell als "Autopoeisis in der Gegenwart" definiert. Reaktionsformen, musikimanente Gesetzmäßigkeiten, Kommunikationsformen in der Improvisation, die Wahrnehmung und die mentalen Vorgänge des Improvisators werden beleuchtet. Sie sind durch die Handlung in der Gegenwart miteinander verbunden.
Im zweiten Hauptkapitel wird die Feldenkrais-Methode als ein Weg des somatischen Lernens mit der improvisatorischen Handlungsweise verglichen. Durch diese Analogie werden der Feldenkrais-Methode Ziele und Aspekte entlockt, die große Ähnlichkeit mit dem Improvisieren aufweisen. Improvisieren wird quasi mit geübt. Außerdem wird in diesem Kapitel eine Definition für improvisatorische Bewegungsqualität aufgestellt, mit der dann im dritten Hauptkapitel die eigentliche Forschungsfrage weiter bearbeitet werden kann.
Im dritten Hauptkapitel beschreibt die Autorin 16 Versuchsanweisungen, mit denen sie in qualitativen Experimenten in vier imaginären Laborräumen zu den Themen Muskelspannung, dynamisches und stabiles Gleichgewicht, Impulse und Atmung gearbeitet hat.
Die Erkenntnisse aus 49 Experimenten, sowie die eigenen Erlebnisse der Autorin mit diesem Forschungsabendteuer mögen den Leser anregen sich selber forschend auf Entdeckungsreise mit Improvisation und Bewegungsqualität zu begeben.
Trotz ihres wissenschaftlichen Charakters wendet sich die Arbeit aufgrund der unmittelbaren Plausibilität der Darstellung und etlicher direkt umsetzbarer Übungen an Instrumentallehrer und ausführende Musiker ganz unterschiedlicher Couleur, auch an solche, die sich bislang nicht mit der Feldenkrais-Methode befasst haben.

399 Seiten
ISBN 978-3-929379-43-3
Erscheinungsjahr 2016
Preis: 49,80 €