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Band 6

Katrin Brandl
Hans-guck-in-die-Luft und Zappelphilipp in Musikschule und allgemeinbildender Schule.
Hans-guck-in-die-Luft und Zappelphilipp in Musikschule und allgemeinbildender Schule.

Inhalt:
Kinder, die wegen ihrer Aufmerksamkeits/Hyperaktivitätsstörung (ADHD) verhaltensauffällig sind, stellen Lehrer, Erzieher und Therapeuten immer wieder vor eine anspruchsvolle Aufgabe. Einige mögen im Umgang mit AD(H)D-Kindern Strategien und Lösungen im eigenen Berufs- und Erfahrungsfeld gefunden haben. Die mehrjährige Tätigkeit der Autorin als Dozentin bei Fortbildungsveranstaltungen zeigte jedoch, dass insbesondere im Bereich der (Musik-)Pädagogik ein großer Informationsbedarf besteht. Dies beruht im ganz Wesentlichen darauf, dass die Thematik fachübergreifend sehr stark sonder- und heilpädagogische sowie medizinische Sachverhalte berührt, die in der Regel nicht Bestandteil der (musik-)pädagogischen Ausbildung sind.
Die hier vorliegende Studie stellt in ihrer globalen Sichtweise therapeutische wie pädagogische Interventionen nicht nur vor, sondern auch in einen Zusammenhang. Sie kann somit der Schlüssel zu einem Umgang mit AD(H)D-Kindern sein, der schwerpunktmäßig durch positiven und fördernden (Musik-)Unterricht und durch verhaltensmodifizierende Maßnahmen eine erfolgreiche und befriedigende Arbeit in greifbare Nähe rücken lässt.
Der erste Teil befasst sich zunächst mit dem Phänomen der Aufmerksamkeitsstörung mit und ohne Hyperaktivität. Über einen Einblick in Gehirnfunktionen und dort repräsentierte Wahrnehmungsbereiche gelangt die Autorin zur Diagnostik, Entstehung und Aufrechterhaltung der AD(H)D, die sie aus Sicht der Psychologie, der Moto- und Ergotherapie sowie der Neurologie betrachtet. Auf der Basis eines erweiterten Störungsbilds beschreibt sie die Probleme der Diagnosestellung in Abhängigkeit vom Zeitpunkt und von den Kriterien.
Der zweite Teil beschäftigt sich mit Wirkungen und Transferleistungen der Musik auf den Menschen. Dabei wird die Frage erörtert, ob und wie der Umgang mit Musik dem AD(H)D-Kind förderlich sein kann. Eine umfangreiche Aufzählung von Modifikationen für die Didaktik und Methodik an Musikschulen und ergänzend an allgemeinbildenden Schulen ermöglicht dem Pädagogen eine sofortige Umsetzung in die Praxis. Danach wird ein im Rahmen eines Kindergartenprojektes für wahrnehmungsauffällige Kinder erarbeiteter Unterrichtsentwurf vorgestellt, der den Ansatz für die musikalische Arbeit mit AD(H)D-Kindern liefern kann. Die im Anhang aufgeführten Diagnosekriterien bieten dem interessierten Leser die ergänzende Möglichkeit, eine erste vorsichtige Einschätzung des Kindes vorzunehmen.
In ihrer umfassenden Sichtweise wendet sich die Studie nicht nur an (Musik-)Lehrer an allgemeinbildenden Schulen und an Musikschullehrer, sondern insbesondere auch an Ärzte (v. a. Allgemeinmediziner, Kinderärzte, Neurologen), Heil- und Sonderpädagogen, Ergo- und Mototherapeuten, Psychologen und Erzieher. Auf Grund der anschaulichen Darstellungsweise können auch betroffene Eltern dem Buch wertvolle Informationen entnehmen.


206 Seiten
ISBN 978-3-929379-11-2
Erscheinungsjahr 2004
Preis: 28 €

Rezension:
Die Brandl'sche Studie ist, trotz des wissenschaftlichen Anspruchs, sehr verständlich und einleuchtend geschrieben, viele Tatbestände werden durch Grafiken verdeutlicht und erfrischend wirken die persönlichen Erfahrungsbeschreibungen der Autorin, deren Tochter Marie unter ‚Wahrnehmungsstörungen' litt. Die dadurch erzwungene persönliche Auseinandersetzung mit der Materie führte Katrin Brandl zum Studium der Heilpädagogik. […]
Ein überaus empfehlenswertes Buch mit gebündeltem Informationsschatz und vielen Aha-Erlebnissen für den Musiklehrer.
(NMZ DTKV 2/2005)