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Musikpädagogik
Reihe "PianoPädagogik"



begründet von Ludwig Striegel, ab Band 8
herausgegeben von Linde Großmann und Ulrich Mahlert

Band 5

Josef Pembaur d. J.
Von der Poesie des Klavierspiels
Reprint der 5. Auflage von 1919.
Mit einem Nachwort von Ludwig Striegel

Inhalt: Das am Anfang unseres Jahrhunderts entstandene Libell entstand aus einem Vortrag heraus und setzte in seiner neuromantischen Sichtweise einen deutlichen Kontrapunkt zu den im Laufe des "Methodikerstreits" entstandenen nur allzu rational-physiologischen Tendenzen. Wie stark das Bedürfnis für ein Œuvre dieser Art war, belegt allein die Tatsache, dass es insgesamt 7 Auflagen erlebte, dessen 5. Auflage nun als Reprint vorliegt. Bemerkenswert ist aber über den zeitbedingten Erfolg hinaus dessen nachhaltige Rezeption in der Geschichte der Klavierpädagogik. Erwähnt wird das Werk u. a. in Rudolf Maria Breithaupts einflussreichem Standardwerk "Die natürliche Klaviertechnik" als gewichtiger Beitrag zur Vortragslehre. Walter Niemann begrüßt es in seiner Bearbeitung von Adolph Kullaks "Ästhetik des Klavierspiels" als "durchaus subjektives, dichterisch und phantasievoll, romantisch, malerisch-bildhaft und naturbeseelt auslegendes modernes Künstlerbuch", während Carl Adolf Martienssen in seinem Buch "Schöpferischer Klavierunterricht" die "ekstatisch bewegte Klangwelt Josef Pembaurs" herausstellt. In welche Richtung Pembaur auch pädagogisch wirkte, zeigt sich an einer Schrift seiner Schülerin Frieda Schmidt-Maritz mit dem Titel "Musikerziehung durch den Klavierunterricht", der als ganzheitlich zu nennender Ansatz weit über die Bewältigung spieltechnischer Problemen hinausgeht und die Persönlichkeitsbildung mit Hilfe von Musik ins Zentrum aller pädagogischen Bemühungen stellt - in etlichen Details fühlt sich der Lehrer Pembaur auch reformpädagogischen Ideen verpflichtet. Weitere Rezeption erfuhr die Schrift beispielsweise auch bei Josef Dichler ("Der Weg zum künstlerischen Klavierspiel") oder in Czeslaw Mareks "Lehre des Klavierspiels". "Von der Poesie des Klavierspiels" erinnert stilistisch sehr stark an Wackenroder/Tieck und klingt - laut vor sich hingesprochen - wie ein poetischer Text, dessen Bildhaftigkeit ihn zu einem Lesevergnügen für Klavierspieler werden lässt, die Sinn für die Suggestivkraft von Sprache haben: So wird die Welt des poetischen Klavierspiels zu einem Gegenentwurf, zu einem Utopia voll gefühlsbetonter Innerlichkeit in einer mechanisierten Umwelt. Dass diese Worte, niedergeschrieben 1998, am Ende eines wahrlich umwälzenden Jahrhunderts, noch die gleiche Gültigkeit haben wie im Jahr 1910, sollte uns zu denken geben. Maßgeblich für Pembaur ist sein Ausdruckswollen, das keine unbedeutenden oder beiläufigen Töne kennt. In der Konzentration auf Musik als ein Medium der Expression und Kommunikation liegt die Modernität von Pembaurs Gedanken.

62 Seiten, 65 Notenbeispiele

ISBN 978-3-929379-03-7
Erscheinungsjahr 1998
Preis: 13 €

Rezension 1:
Inhaltlich wird wirklich auf den wenigen Seiten jede Thematik angerissen, die mit dem Vortrag von Werken auf dem Klavier zu tun hat. Aussagen wie diese: ‚Das Klavier […] aber ist das vorteilhafteste Instrument zur Verlebendigung der poetischen Seite der Tonkunst', finden sich zuhauf. Pembaur geht davon aus, daß die Poesie die Musik erst zu dem macht, was sie aufgrund der gottgebenen Art ist. [...] Sicherlich interessant sind die Feinheiten, die sich hier finden lassen. Entgegen auch später noch üblicher Methoden sagt Pembaur deutlich: ‚ Es gibt keine in allen Fällen gültige Finger-, Hand-, Arm-, Oberkörper- und Fußstellung.' Freie Körperhaltung hat auch etwas mit dem freien poetischen Geist zu tun, auch wenn Regeln einzuhalten sind. Pembaurs Anweisungen sind gespickt mit Notenbeispielen, die zeigen sollen, wie man eine bestimmte Art von Charakter eines Musikstücks am poetischsten zum Ausdruck bringen kann. (PianoNews 3/1999)

Rezension 2:

Pembaur bleibt nicht bei ästhetischen Überlegungen stehen, sondern gibt in verschiedenen Kapiteln seines Büchleins ganz konkrete Hinweise zur technischen Ausführung auf dem Instrument. [...] Pembaurs Gedankengänge sind zugleich aber auch heute noch aktuell, da sie eine Fülle von technischen und künstlerischen Problemen des Klavierspiels ansprechen, denen jeder Pianist - damals wie heute - immer wieder begegnet. (NMZ DTKV 5/1999)