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Musikpädagogik
Reihe "PianoPädagogik"



begründet von Ludwig Striegel, ab Band 8
herausgegeben von Linde Großmann und Ulrich Mahlert

Band 8

Arvid Kapuscinski
Begleiterin, Partnerin und Solistin
Zur Ausbildung der linken Hand im Klavierunterricht


Inhalt: Das Thema dieses Buches scheint auf den ersten Blick etwas erstaunlich zu sein, gehören doch die Begleitung einer Melodie und die gleichberechtigte Ausgestaltung der linken Hand in entsprechenden Stücken zum Kanon der klassischen Klavierausbildung. Auch sind die bekannteren Werke für die linke Hand solo schnell aufgezählt: die Brahms-Bearbeitung der ‚Chaconne‘ von J. S. Bach, das ‚Scherzo‘ aus Max Regers Spezialstudien für die linke Hand allein‘, ‚Prélude und Nocturne‘ op. 9 von Alexander Skrjabin, die Etüde op. 36 von Béla Bartók und last but not least das Klavierkonzert von Maurice Ravel. Dazu kommt, dass die linke Hand im allgemeinen Leben subaltern verortet wird („Das mach‘ ich doch mit links“).

Demgegenüber zeigt ein weiterführender Blick in die Klavierliteratur, dass es derzeit über 1.500 Stücke für die linke Hand solo gibt, sodass diese sich längst von ihrer scheinbar „niederen“ Rolle zu einer eigenständigen Akteurin entwickelt hat. War der Ausgangspunkt zunächst eine Erkrankung oder Dysfunktion der rechten Hand, so hat sich die Klaviermusik für die linke Hand davon im Laufe der Zeit gelöst. Der absolut schlagende Beweis für eine Widerlegung des Defizitaspekts ist, das es im Gegensatz zu der großen Zahl von Stücken für die linke Hand nur ca. 100 für die rechte Hand solo gibt: Wäre eine Verletzung oder körper liche Erkrankung tatsächlich der allein maßgebliche Grund, Musik für eine Hand zu schreiben, müsste hier eine quantitative Parität vorliegen. Daraus ergibt sich folgerichtig, dass die linke Hand längst die Oberhand gewonnen hat. Waren es in der Vergangenheit Pianisten wie Paul Wittgenstein oder Géza Zichy, so sind Leon Fleisher oder Josef Bulva zeitnahe Beispiele dafür, dass ein Pianist seine Karriere mit der linken Hand fortsetzen kann.

Das Buch ist wie folgt aufgebaut: In den ersten zwei Teilen werden Hintergründe zur Entstehung linkshändiger Klaviermusik dargestellt, die Linkshändigkeit im Allgemeinen und Speziellen beschrieben und die spezifische Entwicklung der linken Hand im Klaviersatz der musikalischen Epochen analysiert. Der dritte, auf den Klavierunterricht ausgerichtete Teil beginnt mit einem Vergleich der Behandlung beider Hände in ausgewählten Klavierschulen. Es folgen Beschreibungen der körperlichen Anpassung an die Einhandspielweise, verschiedene Notationsweisen sowie Lehr- und Studienmaterial. An eine Darstellung der spezifischen Voraussetzungen knüpfen sich Vergleiche von linker und rechter Hand an. Danach folgen Übungen für die linke Hand, wobei auch klangliche Aspekte hervorgehoben werden. Der letzte Abschnitt vertieft den Praxisbezug und zeigt Anwendungen für Klavierstücke unterschiedlicher Handverteilungen auf. Im Sinne der zuvor beschriebenen „Überbrückung“ wird auch die rechte Hand mit geeignetem Material bedacht.

150 Seiten, 3 Abbildungen, 101 Notenbeispiele

ISBN 978-3-929379-49-5
Erscheinungsjahr 2020
Preis: 24€